Leere statt Geschäft

| Musikmanagement Thomann

Fränkischer Tag am Donnerstag, 26. November 2020

Der Lockdown wird wohl bis kurz vor Weihnachten verlängert. Auf dieser Seite erzählen Menschen aus betroffenen Branchen, wie sie mit der Situation umgehen.

Bamberg- Die Entscheidung hat sich gestern bei den Beratungen über die Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern hingezogen, doch wird wohl der Teil-Lockdown bis zum 20. Dezember verlängert. Einzelne Beschränkungen sollen bis zu den Feiertagen noch einmal strenger werden. Das trifft auch die Region. Wir haben Menschen aus betroffenen Branchen befragt, wie sie es durch die Krise schaffen. Schwer haben es die Gastronomen, die sich weiter mit „To-Go“-Angeboten oder Lieferungen behelfen müssen. So auch die Brauerei Hoh in Köttensdorf oder „Das schwarze Schaf“ in Bamberg. Auch Fitnessstudios, wie das Mrs. Sporty von Diana Müller, muss sich mit virtuellen Kursen behelfen, ebenso wie der Chor von Elisabeth Rumer. Der Einzelhandel hat zwar offen, leidet aber unter den Beschränkungen und der Zurückhaltung der Kunden, erklärt Ali Ergin vom gleichnamigen Modegeschäft an der Oberen Brücke. Schwer getroffen sind weiterhin Künstler und Veranstalter. Musikmanager Joseph Thomann fürchtet, dass nächstes Jahr die Lawine der Insolvenzen losgehen wird. „Dann wird es richtig krachen!

Schausteller
Georg P. Fischer, selbstständiger Schausteller

Wer bei Georg Fischer nachfragt, wie die Situation für Ihn als Schausteller ist, bekommt eine knappe, aber deutliche Auskunft: „Sie ist sehr schwierig bis katastrophal.“ Das sei nicht anders als in anderen Branchen. „Wir stehen in direktem Kontakt mit der Staatsregierung, dort tun Sie ihr Bestes“, findet Fischer dennoch. Es gebe auch finanzielle Hilfen, diese seien aber noch zu klein, doch sie sollen wohl für November und Dezember aufgestockt werden. Diese seien auch dringend nötig: „Kleine Pop-Up-Stände dürfen wir noch machen, das ist aber mit dem normalen Geschäft nicht zu vergleichen.“ Die Bevölkerung sei schließlich weniger unterwegs.

Brauereibesitzer
Johannes Seeber, Inhaber Brauerei Hoh in Köttensdorf

In Köttensdorf bei der Brauerei Hoh gibt es sieben Tage die Woche Pfefferhähnchen & Co. „To-Go“. Am Wochenende laufe das Angebot gut, unter der Woche schleppend, erklärt Brauereichef Johannes Seeber. „Beim zweiten Lockdown wird es schlechter angenommen als noch beim ersten Lockdown.“ Da ist Kreativität gefragt: Bisher wurde das Bier zu 100 Prozent im Brauereigasthof verkauft. Das wird jetzt anders, so soll bald eigene Kästen der Brauerei geben. Ein Lockdown bis Weihnachten ist laut Seeber noch machbar, doch sollte die Situation noch viel länger – etwa bis März – anhalten, werde es auch die familiengeführten Unternehmen treffen, ist er sich sicher.

Physiotherapeut
Pit Aghakhan, Inhaber ZENtrum für Körpertherapie

„Die Lage ist scheiße“, sagt Pit Aghakhan unumwunden. Der Bamberger Physiotherapeut darf derzeit keine Selbstzahler, nur Patienten auf Rezept behandeln und davon kämen aus Angst einige nicht. Hinzu kommt das Maskenproblem: „Es ist zwar erlaubt, die Maske im Behandlungsraum abzusetzen, doch die Patienten wollen das nicht.“ 70 bis 80 Prozent der Kommunikation laufe aber non-verbal: „Normalerweise sehe ich am Gesicht des Patienten: Zieht es? Kann ich mehr Druck geben?“ Er erkenne so keine Veränderung der Mimik. „Spezielle Altemübungen, um den Brustkorb und vor allem den Rücken zu behandeln, sind unglaublich schwierig durchzuführen mit der Maske.“

Fitnesstrainerin
Diana Müller, Inhaberin Mrs. Sporty Club Bamberg

Das Konzept des Bamberger Fitnessclubs Mrs. Sporty ist in der aktuellen Situation von Digitalität geprägt. Die Frauen können von Zuhause aus mithilfe einer App ihr Trainingsprogramm abrufen und Online-Kurse besuchen. Vor Ort kann aktuell nichts stattfinden. Die Aufgabe der Trainerinnen ist es jetzt vor allem „ganz viel mit unseren Mitgliedern zu telefonieren und zu motivieren“. Denn: „Es ist einfach was anderes, ob man gemeinsam oder alleine Sport macht“, sagt Inhaberin Diana Müller. Die Situation mache es natürlich allen schwerer, aber die Leute wollen Sport machen, erklärt Müller. „Das Feedback auf unseren Umgang mit dem Lockdown ist sehr positiv.“

Einzelhändler
Ali Ergin, Inhaber ALI er&sie

Der erste Lockdown war für den Einzelhandel schwer. Als es weiter ging, konnte Ali Ergin, Inhaber von ALI er&sie, im ersten Monat wieder gute Geschäfte verzeichnen, bevor es erneut bergab ging. „Was unseren Laden wirklich rettet, sind die Stammkunden, ohne die würde es schlecht aussehen.“ Die staatliche Hilfe greife nicht, da der Ausgangsmonat zu gut war, von der Stadt gab es immerhin ein zinsloses Darlehen. Man kann bei dem Modegeschäft Gutscheine kaufen, doch Ergin meint, die Leute wären verunsichert. „Gibt es diesen Laden nächstes Jahr überhaupt noch? Der neben uns hat schon zugemacht, hoffentlich werden es nicht noch mehr.“

Veranstalter
Joseph Thomann, Geschäftsführer Thomann Künstler-Management

„Die Veranstaltungswirtschaft befindet sich seit 8.März noch immer im ersten Lockdown„, sagt Joseph Thomann, es seien Monate ohne Geschäftsgrundlage, ohne Einnahmen. „Geplant sind Novemberhilfen, aber der November ist in vier Tagen vorbei und es gab bisher noch nicht mal Antragsformulare.“ Die Weihnachtszeit sei normalerweise die einkommensstärkste Zeit im Jahr. „In diesen paar Wochen vor Weihnachten generieren wir bis 70 Prozent des Jahresumsatzes. Dieses Geschäft fällt heuer komplett aus.“ Es kaufe niemand Tickets. „Somit können wir frühestens mit einem Neustart im Herbst 2021 rechnen.“ Wie dieser erfolgen werde, sei fraglich. Es fehle die Perspektive.

Chorleiterin
Elisabeth Rumer, Flames of Gospel

Der normalerweise mit 50 bis 60 Frauen und Männern stimmgewaltige Chor „Flames of Gospel“ trifft sich derzeit nur virtuell mit bis zu 28 Leuten. „Das ist für uns allen natürlich nicht das Gleiche, ich bin aber dankbar, dass wir uns überhaupt treffen können“, sagt Elisabeth Rumer. Die Chorleiterin singt also jeden Donnerstag bei der virtuellen Probe vor und spielt eine aufgenommene Version eines Lieds ab, damit die Sänger einstimmen können. Die regelmäßigen Treffen seien wichtig: „Die Leute bleiben so an den Songs dran. Auch für mich ist es wichtig, alle zu sehen.“ Es sei ein kleiner Trost. „Wir müssen noch Geduld haben. Ich freue mich aber, wenn wir uns wieder treffen können.“

Gastronom
Sven Goller, Mitinhaber Cocktailbar Das schwarze Schaf

„Das schwarze Schaf“ liefert aktuell samstags und sonntags wieder Cocktails in kleinen Glasflaschen nach Hause. Doch das lief im Frühling auch schon besser. „To-Go“ wäre auch möglich, „aber die Leute sollen ja zuhause bleiben“, sagt Sven Goller. Im Sommer konnte ein Teil des Spezi-Kellers genutzt werden, um Cocktails anzubieten, was für ein „kleines Polster“ reichte. Finanziell geht es laut Goller also momentan gerade noch. Besonders ärgerlich sei aber, dass beispielsweise in Lüftungsanlagen und Plexiglasscheiben investiert wurde, um ein paar Wochen später eh wieder schließen zu müssen. Für Goller ist es emotional betrachtet, „ein Auf und Ab“.

Künstler
Dirk Bayer, selbstständiger Theaterpädagoge und Künstler

Die Situation von Dirk Bayer ist eine Besondere, da durch seine pädagogische Arbeit auch Schulen zu seinen Auftraggebern zählen, die bis jetzt noch offen sind. Doch natürlich sei es auch für ihn weniger geworden. „Ich habe im letzten Jahr bestimmt 50.000 Euro Verlust gemacht“, erzählt er. Weil er noch arbeiten kann, wird von der geplanten Novemberhilfe auch nichts bei ihm ankommen. „Viele meiner Kollegen haben jetzt Hartz 4 angemeldet“, sagt Bayer. Er kritisiert, dass an den aktuellen Maßnahmen festgehalten wird, trotz ähnlich bleibenden Fallzahlen. „Bezüglich der erwarteten Verschärfungen frage ich mich, ob denn die Sinnhaftigkeit gegeben ist.“

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